Das „Ruhen im Geist“ wird von Kritikern als dämonisches oder hysterisches Phänomen bezeichnet



Alan Ames mit seinem Benediktuskreuz, das er verwendet, wenn er für die Menschen um Heilung betet.
Wenn Alan Ames mit ausdrücklicher Erlaubnis seines Erzbischofs mittels Handauflegung in Gegenwart des ausgesetzten Allerheiligsten Altarsakraments für Menschen betet, kann Gott die Menschen (innerlich) so berühren, dass ihr Körper „aussetzt“ und die Menschen umfallen, meist rückwärts, aber manchmal auch nach vorn oder seitlich. Die meisten bleiben kurz liegen und stehen dann wieder auf. Warum Gott manche Menschen in dieser Weise berührt, andere jedoch nicht, weiß nur Gott. Gott hat jeden Menschen individuell erschaffen und liebt jeden auf individuelle, persönliche Weise. Daher erstaunt es nicht, dass Gott die Menschen auch individuell berührt. Dieses Phänomen beschränkt sich nicht auf Alans Heilungsdienst, sondern kommt auch beim Heilungsgebet anderer katholischer Laien und Priester vor.

Die Erfahrungen der Personen, die dies erleben, sind verschieden. In der Regel spüren sie einen tiefen Frieden. Es gibt auch Personen (sogar Kinder), die eine Vision von Jesus oder vom Paradies hatten. Andere erhielten Erkenntnis über ihre Sünden und suchten danach sofort einen Priester zur Beichte auf. Wieder andere erlebten nichts Besonderes, sie waren einfach nur „kurz weg“, merkten aber später, dass sie auf neue Art beten konnten, eine neue, große Liebe zur Heiligen Schrift bekamen, häufiger als früher zu den Sakramenten gingen usw. 

Könnte das „Ruhen im Geist“ auch von Dämonen bewirkt werden? Ruht jeder, der bei einem Heilungsgebet umfällt, wirklich im Geist? Ist es immer ein Wirken Gottes oder wird es vielleicht von den Menschen selbst herbeigeführt, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?

Hier ist die Unterscheidung der Geister notwendig. Bereits im Alten Testament wird beschrieben, dass Gott dieselben Schauwunder wirkte wie die „Beschwörungspriester“ und Zauberer des Pharao (Ex 7,9ff). Was Gott wirkt, kann also auch von dämonischer Seite nachgeahmt werden. Ein Beispiel: Moses wirft auf Geheiß Gottes seinen Stab vor dem Pharao zu Boden, und der Stab wird zur lebendigen Schlange. Die Zauberer des Pharao tun es Mose sofort gleich, auch ihre Stöcke verwandeln sich in lebendige Schlangen. Es wäre falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass Moses sein Wunder durch okkulte Kräfte gewirkt habe, nur weil andere mit Hilfe okkulter Kräfte das Wunder nachäfften.

(Anmerkung: Für uns heute erscheint es überdies befremdlich, dass Gott ausgerechnet ein solches Schauwunder durch Mose und Aaron wirkt – ein Stock wird zur lebendigen Schlange. Würde Mose seinen Stock heute im Rahmen eines römisch-katholischen Gebetstags werfen, woraufhin eine lebendige Schlange herumkriecht, würden viele Christen ihn als Okkultisten oder Scharlatan bezeichnen. Aus menschlicher Sicht können wir nicht jedes Wirken Gottes begreifen, doch trotzdem ist das, was wir nicht verstehen können, nicht automatisch okkulter Natur.)

Das von Gott bewirkte Umfallen wird in der katholischen Kirche „Ruhen im Geist“ genannt. Der langjährige Prediger des Päpstlichen Hauses, P. Raniero Cantalamessa, erwähnt es in seinem Buch Komm, Schöpfer Geist - Betrachtungen zum Hymnus Veni Creator Spiritus (mit einem Vorwort von Joseph Ratzinger. Verlag Herder 1999/2007). Hier ein Zitat aus dem genannten Buch:
„Als Geheimnis der Ruhe ist der Heilige Geist auch die Antwort auf unsere Unruhe. Unser Herz ist unruhig, das heißt unbefriedigt, auf der Suche, und eben gerade der Heilige Geist ist der Ort seiner Ruhe, wo es sich beruhigt und Frieden findet (Augustinus, Bekenntnisse,1,1,1; XIII, 9, 10).

Unter den gewöhnlichsten Phänomenen, die man in pfingstlerischen und charismatischen Kreisen beobachten kann, gibt es die sogenannte ‚Ruhe im Geist‘, eine Erscheinung, die sehr viel Unterscheidungsvermögen erfordert, der man aber in vielen Fällen einen authentischen spirituellen Charakter nicht absprechen kann. Die vom Geist ‚berührte‘ Person fällt zu Boden, aber weich, als ob jemand sie auf dem Fußboden ausstrecken würde; jede geistige Aktivität hört auf, und wenn die betroffene Person danach anderen beschreiben will, was sie in jenen Momenten erlebt hat, findet sie dafür nur ein Wort: Frieden, Frieden, soviel Frieden.“

Die „Christliche Mitte“ (siehe oben) stellt die Regel auf, dass man vor Gott nur aufs Gesicht (nach vorn) fallen könne. Das Umfallen nach hinten wird dämonisiert. Die katholische Kirche jedoch hat nie eine solche Theorie vertreten. Die in der Heiligen Schrift geschilderten Fälle von Menschen, die durch die heilende Berührung oder Gegenwart Jesu umfallen, lassen sich nicht als Beweis für diese These anführen, da z.B. die Evangelien nicht präzisieren, in welche Richtung die Geheilten vor Jesus umfielen. Es gibt Bibelstellen, die von Menschen berichten, die vor Gott kommen und sich ehrfürchtig vor ihm niederwerfen. Allerdings hat dies nichts mit der heilenden Berührung Gottes zu tun, daher kann man auch diese Verse nicht als Maßstab heranziehen.

Der hl. Kirchenlehrer Augustinus (354-430) beschreibt zwei Heilungswunder, die er als Augenzeuge miterlebte und bei denen die Heilungssuchenden umfielen. Auch Augustinus präzisiert nicht, in welche Richtung diese Personen umfielen, sondern nur, dass es ein unerwartetes Umfallen war, ganz offensichtlich kein ehrfürchtiges Aufs-Gesicht-Fallen. Die Schilderung des hl. Augustinus ist sehr lebendig und klingt „charismatisch“ im besten Sinne. Das Zitat stammt aus seinem Werk Vom Gottesstaat, 22. Buch, Kapitel 8, „Wunder sind nicht bloß geschehen, um die Welt zum Glauben an Christus zu bringen, sie geschehen immer noch, auch seitdem die Welt gläubig geworden“. Hier der Link zum Text (ganz nach unten scrollen):

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